Stand und Perspektiven der NS-Forschung in der Musik

Eine Gastvortragsreihe des Universitätsarchivs in Kooperation mit dem Institut Oberschützen und dem Fachbereich Historische Musikwissenschaft der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz.


Als staatliche Musikausbildungsstätte 1963 gegründet, ist die Grazer Kunstuniversität eine vergleichsweise junge Institution, deren Geschichte nicht direkt in die NS-Zeit zurückreicht; sie verdankt ihre Entstehung den Bemühungen und dem Engagement der Verantwortlichen der Nachkriegszeit. Allerdings hatten einflussreiche Entscheidungsträger der Gründungsjahre sowie zahlreiche Angehörige der Grazer Musikakademie und ihrer Vorgängerinstitution, des Steiermärkischen Landeskonservatoriums, auch bedeutende Positionen im nationalsozialistischen Musikausbildungssystem inne. Sind auch biographische Basisfakten zu nahezu allen von dieser Kontinuität betroffenen Personen bekannt, ist dennoch der Umgang mit dieser Vorgeschichte nach wie vor schwierig und eine umfassende Aufarbeitung fehlt bislang.

Die Vortragsreihe möchte zu einer tiefergehenden Reflexion dieses dunklen Kapitels der Geschichte anregen, die der Komplexität der Situation Rechnung trägt. Dass grundlegende Ideen, die das steirische Musikschulwerk bis heute nachhaltig prägen, auch in der NS-Zeit prägend waren bzw. bereits  in den 1930er und 40er Jahren entwickelt wurden, unterstreicht die Dringlichkeit eines solchen Vorhabens. Es geht nicht um persönliche Schuldzuweisungen, sondern um kritische Selbstreflexion, die auf die Zukunft abzielt und der Verantwortung der Universitäten für gesellschaftliche Erinnerungskultur und Entwicklung von Leitbildern Rechnung trägt.

Die Vorträge sollen einen Überblick über aktuelle Aktivitäten und den Stand zur NS-Forschung in der Musikwissenschaft im deutschsprachigen Raum bieten und Desiderata sowie Methoden auf internationalem Niveau diskutieren. Namhafte Persönlichkeiten, die mit wegweisenden Arbeiten zur Thematik hervorgetreten sind,  werden eingeladen, um über ihre Erfahrungen zu berichten, eine internationale Perspektive einzubringen und hinsichtlich der österreichischen Situation und einer adäquaten Auseinandersetzung mit ihr als Peers zu fungieren. Es soll das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer fundierten und differenzierten Auseinandersetzung gestärkt und durch Einbindung der Vorträge in ausgewählte Lehrveranstaltungen insbesondere den Studierenden nahegebracht werden. Mittelfristig ist Ziel, dass dadurch unterschiedliche Projekte, die sich wissenschaftlich und künstlerisch mit dieser Thematik in Forschung und Lehre auseinandersetzen, initiiert werden.

Termine im Studienjahr 2017/18:
07.03. 2017 Kurt Drexel, Innsbruck
04.04. 2017 Thomas Schipperges, Thübingen
14.06. 2017 Thomas Phleps, Giessen
14.11. 2017 Lynne Heller, Wien
28.11. 2017 Michael Custodis, Münster
18.04. 2018 Claudia Zenck, Hamburg
14.05. 2018 Pamela M. Potter, Wisconsin
15.05. 2018 Podiumsdiskussion u.a. mit Pamela M. Potter, Boris von Haken, Michael Walter, Markus Helmut Lenhart. Moderation durch Klaus Aringer und Susanne Kogler