Archivbibliothek


Die Archivbibliothek beinhaltet einerseits zur Erschließung und Erforschung der Universitätsgeschichte relevante Fachliteratur, die dem Archivpersonal sowie den Benutzenden im Archivbüro als Handbibliothek zur Verfügung steht. Andererseits werden Publikationen von Universitätsangehörigen sowie für die Geschichte der Institution wichtige amtliche Veröffentlichungen gesammelt.

Im Zuge der seit 2012/2013 laufenden Aufarbeitung von Altbeständen wurde auch die Handbibliothek des Universitätsarchivs einer grundlegenden Revision unterzogen. Alle Bücher wurden systematisch neu aufgestellt, mit Signaturen versehen und im opac der Universitätsbibliothek katalogisiert.

Der Bestand wird laufend durch Zugänge und Neuanschaffungen ergänzt und aktualisiert. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige dieser Neuerwerbungen vor.


Patricia Engel: Schriftguterhaltung in Archiven und Bibliotheken. Ein Handbuch für Musik-, Kirchen-, Kommunal-, Privat- und Literaturarchive/-bibliotheken und die Denkmalpflege, Wien: Berger 2018.


Das Buch ist ein Handbuch zu dem man greift, wenn man ein Problem im Archiv/ der Bibliothek / der Sammlung zu haben meint. Es enthält grundlegende Gedanken, die zeitlos gültig sind, und Referenzen, auch Internetlinks, die ihre Aktualität unterschiedlich lange behalten. Die Autorin wurde um dieses Buch wiederholt gebeten, insbesondere von Teilnehmer*innen ihrer Fortbildungsseminare. Parallel ist ihr in ihrer praktischen Arbeit als Restauratorin aufgefallen, dass das Wissen, welches sie in diesem Buch zusammengestellt hat, eine große Hilfe für Archivar*innen, Museumspersonal, Bibliothekar*innen und Sammlungsleiter*innen ist.

Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, es ist als erster Versuch eines lebendigen Austausches zwischen Archivar*innen, Bibliothekar*innen, Sammlungsverantwortlichen und Restaurator*innen zu sehen. Anregungen für eine zweite Auflage sind willkommen.

 


 

Intuition und Wissenschaft - Interdisziplinäre Perspektiven, Hgg. Christian Bachhiesl, Sonja Maria Bachhiesl und Stefan Köchel, Weilerswist: Verlbrück Wissenschaft 2018.


Intuition ist ein höchst persönlicher und im Grunde irrationaler Erkenntnismodus, der klassischen Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens nicht standhält. Und dennoch stößt man sowohl in den Geistes- als auch in den Naturwissenschaften immer wieder auf Formen intuitiven Erkennens. Forschende unterschiedlichster fachlicher Herkunft - von der Wissenschafts- und Ideengeschichte sowie der Philosophie und Epistemologie über die Rechts-, Musik- und Literaturwissenschaften bis zur Medizin und Naturwissenschaft - gehen im vorliegenden Band dem spannungsreichen Verhältnis von Intuition und Wissenschaft nach. Drei Fragestellungen stehen dabei im Zentrum der Beiträge: Welche Rolle spielt Intuition im Entwicklungsgang der einzelnen Wissenschaften, was kann auch wissenschaftshistorischer und epistemologischer, also externer Perspektive zur Intuition in den Wissenschaften gesagt werden? Wie positionieren sich einzelne Wissensfelder und Wissenschaftsdisziplinen zur Intuition? Wie sieht die interne Perspektive aus, gibt es eine "angewandte Intuition" in den Wissenschaften? Kann Intuition eine Rolle als Bindeglied zwischen wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Erkenntnisformen und Vorstellungswelten spielen?


 

Ingeborg Harer und Gudrun Rottensteiner (Hgg.): Wissenschaft und Praxis - Altes und Neues. Festschrift 50 Jahre Institut 15: Alte Musik und Aufführungspraxis an der Kunstuniversität Graz, Graz: Leykam 2017.


Das 50-jährige Jubiläum des Instituts für Alte Musik und Aufführungspraxis an der Kunstuniversität Graz war Anlass zur Herausgabe einer Festschrift, in der die Wegbegleiter, Förderer und Projekte der vergangenen Jahrzehnte gewürdigt werden.

Einzelne Beiträge befassen sich unter anderem mit Erinnerungen an Vera Schwarz, der Gründerin des Instituts, an den Musiktheoretiker und Gründer des Instituts für Wertungsforschung Harald Kaufmann und  an Adolf Schäffer, den Begründer der Expositur Oberschützen. In den Institutsgeschichtlichen Betrachtungen, dem ersten Teil der Publikation, wird ein Überblick über vergangene Projekte und Konzepte, die Bedeutung des Musizierens auf historischen Instrumenten in Graz sowie über das Musikdenken in den frühen Jahren der Zweiten Republik gegeben. Im zweiten Teil werden sowohl historische Themen als auch neue Perspektiven beleuchtet: der Fokus liegt auf dem Grazer Musikleben des 19. Jahrhunderts, der heutigen Bedeutung der historischen Aufführungspraxis sowie der Konservierung und Restaurierung von Originalinstrumenten. Abschließend finden sich aktuelle Reflexionen zur Beschäftigung mit Alter Musik sowie das Jahresprogramm anlässlich des Jubiläums.


 

Michael Kahr: Jazz and the City. Jazz in Graz von 1965 bis 2015, Graz: Leykam 2016.


Von 2011-2013 wurde an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz das FWF-Forschungsprojekt "Jazz & the City: Identität einer Jazz(haupt)stadt" durchgeführt. In seinem Buch "Jazz & the City: Jazz in Graz von 1965 bis 2015" präsentiert Michael Kahr die Ergebnisse dieses künstlerischen Projekts. Das Buch dokumentiert anhand von Interviews mit Zeitzeugen und zahlreichen schriftlichen Quellen die Grazer Jazzgeschichte von den Anfängen in der Akademiezeit (1963-1970) bis ins Jahr 2015. Die Publikation beschäftigt sich mit der Entwicklung der Institute für Jazz und Jazzforschung, gibt eine detaillierte Darstellung bedeutender Ereignisse und Biografien von Musikschaffenden und Ensembles und beleuchtet die Verknüpfung der Jazzszene mit der Kulturlandschaft der Stadt Graz.

Ein Teil der Arbeit ist der Auseinandersetzung mit den künstlerischen Prozessen in der Grazer Jazzentwicklung, die in einem Kompositionsvorhaben exemplarisch nachgezeichnet und aus der Perspektive des künstlerisch Schaffenden kritisch hinterfragt werden, gewidmet. Die Partitur sowie eine Tonaufnahme dieser Komposition liegen dem Buch auf CD bei. Fußnotenapparat, Quellen- und Literaturverzeichnis, Diskografie, Bildteil und Personenregister vervollständigen das Buch.


 

Karin Wagner und Anton Voigt (Hgg.): notations 1985-2015. Texte zu Klavierdidaktik, Werkgeschichte und Interpretation, Wien: Universal Edition 2015.


Das Universeitätsarchiv unterstützt, dass Publikationen aus den Archivbeständen hervorgehen. Ein Beispiel dafür ist der 2015 erschienene Jubiläums-Band der EPTA. Das Buch entstand anlässlich des 30jährigen Bestehens der EPTA (European Piano Teachers Association) und versammelt neue und bisher unpublizierte im Rahmen der jährlichen EPTA-Kongresse entstandene Texte. Dem Buch liegt eine CD mit Mitschnitten von Konzerten bei EPTA-Kongressen bei, die aus der audio-visuellen Sammlung des Universitätsarchivs ausgewählt wurden.


 

Scrinium 68/2014

Ein wichtiger Teil der Bibliothek des Universitätsarchivs umfasst archivarische Fachpublikationen, wie etwa Scrinium, die Zeitschrift des Verbandes österreichischer Archivarinnen und Archivare (VÖA).

Die Nummer 68/2014 ist schwerpunktmäßig dem Thema archivische Normen und Standardisierung gewidmet. Sie beinhaltet detaillierte Umsetzungsempfehlungen des Verbandes zu den archivarischen Richtlinien ISAD(G) und ISDIAH, die die Verzeichnung der archivalischen Bestände auf allen Stufen (Bestand, Serie, Akt und Einzelstück) regeln.
Aufsätze zur Umsetzung der Normen in den Nachbarländern (Ungarn, Schweiz) und zu Normen digitaler Archivierung liefern ergänzende Informationen.
Tagungsberichte und Buchbesprechungen reflektieren u.a. aktuelle Themen wie Nutzung von Social Media, Praxis der digitalen Archivierung und Übernahme elektronischer Unterlagen.

 

 


 

Die Tonkunst 2/2014

In der Bibliothek des Universitätsarchivs finden sich auch Publikationen, die den lokalen, nationalen und internationalen Kontext der Geschichte der Kunstuniversität und ihrer Vorgängerinstitutionen beleuchten. Im April-Heft Jg. 8 (2014) der Zeitschrift Die Tonkunst ist beispielsweise ein Artikel „Zur Aufführungs- und Retuschierungspraxis des  Dirigenten Karl Muck“ von Gordon Kampe enthalten.

Gebürtiger Darmstädter, war Muck in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine für das Grazer Musikleben wichtige Persönlichkeit:  Er dirigierte 1884 eine Aufführung des Lohengrin, 1885 bei der Eröffnung des Stefaniensaals und 1886 die österreichische Erstaufführung der 7. Symphonie von Anton Bruckner. In der Schule des steiermärkischen Musikvereins hatte er, wie der Chronist Ferdinand Bischoff berichtet, in Nachfolge des Kapellmeisters Skraup von Ostern 1884 bis Jänner 1885 den Unterricht in der „Oberabtheilung der Gesangsschule“ inne (Bischoff, S. 187).

Kampe rückt anhand von Dokumenten aus dem Nachlass Mucks (Archiv der Berliner Staatsbibliothek) die Auffassung zurecht, Muck habe mit einem „sachlichen Dirigierstil“ vornehmlich als „Verwalter des Komponistenwillens“ in modernem Sinne agiert. Resümierend schreibt er: „Bei einem Überblick über die unterschiedlichen Formen von Mucks Eingreifen in die Originaltexte Wagners konnten Veränderungen ausgemacht werden, die so gravierend sind, dass sie weit über eine bloße Angleichung an die technischen Gegebenheiten hinausgehen und nicht nur Neuerungen auf dem Gebiet des Instrumentenbaus reflektieren, sondern vielmehr durch ästhetische Gesichtspunkte motiviert waren. Einige Beispiele können, um Michale Gielen zu paraphrasieren, unter dem Titel der ‚poetischen Retusche‘, die den Gehalt einer Stelle oder sogar des ganzen Werkes zu verändern in der Lage ist, subsumiert werden.“

(Kampe, Gordon: Zur Aufführungs- und Retuschierungspraxis des  Dirigenten Karl Muck.  Eine Bestandsaufnahme, in: Die Tonkunst 2/2014, S. 217-236. Zitat: S. 225)

Das Porträt Carl Mucks, gemalt von Wilhelm Thöny, Teil der Sammlung des Grazer Stadtmuseums, war als Leihgabe einige Zeit auch im Büro des Rektors der Grazer Kunstuniversität zu sehen.


Literatur:
Harer, Ingeborg: Art. Muck, Karl (Carl) in: Österreichisches Musiklexikon online, [online verfügbar: http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_M/Muck_Karl.xml, Datum des Zugriffs: 18.02.2019].

Bischoff, Ferdinand: Chronik des Steiermärkischen Musikvereines. Festschrift zur Feier des fünfundsiebzigjährigen Bestandes des Vereines, Graz 1890.


 

ÖMZ 03/2014

Eine der informativsten Zeitschriften zum österreichischen Musikleben ist die Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Unter den zahlreichen aktuellen Beiträgen über die Aktivitäten der österreichischen Kunstuniversitäten in den Bereichen Musik, darstellende Kunst und Musikwissenschaft sind auch häufig Artikel von und über Angehörige der KUG zu finden. Seit dem Jahrgang 2013 sind alle Hefte vollzählig in der Bibliothek des Universitätsarchivs verfügbar.

In der Ausgabe 03/2014 ist die Rede Federico Celestinis zum 80. Geburtstag von Otto Kolleritsch am 17. März 2014, abgedruckt, die er beim Festakt an der Kunstuniversität Graz hielt.

Unter dem Titel „Die Brisanz der Beziehung zwischen Musik und Reflexion“ würdigt der Autor die Verdienste des Jubilars sowohl im Bereich der von ihm als Leiter des Instituts für Wertungsforschung vertretenen „kritischen Musikästhetik“ als auch auf universitätspolitischem Gebiet. Die selbstverständliche Einbeziehung der ästhetischen Erfahrung bei der Erschließung musikalischen Sinns, die von Kolleritsch propagierte und als langjähriger Rektor der Kunstuniversität Graz verwirklichte Verschränkung von musikalischer Praxis und Reflexion sowie die Notwendigkeit und Aktualität von kritischem Denken in einer Zeit der Dominanz wirtschaftlicher Perspektiven sind Schwerpunkte der Laudatio.

Der Text schließt mit einer Würdigung der auch für die Tätigkeiten des Universitätsarchivs wichtigen Überzeugung, dass Vergangenheit und Gegenwart einer stetigen kritischen wechselseitigen Reflexion bedürfen:

„Die Bemühung, das Vergangene aus der Gegenwart her zu betrachten und es damit immer wieder neu zu denken und zu hören, stellt eine Konstante im Wirken Otto Kolleritschs dar. […] Kritik entspringt somit einer doppelten Bewegung, die sich sowohl gegen die fortschrittsgläubige Auffassung des Neuen, in der sich die Kontinuität des Immergleichen durchsetzt, als auch gegen die Liebe des Vergangenen als Reflex der Ablehnung des Gegenwärtigen richtet. Die ist eine kritische Ästhetik, die darauf zielt, dem Vergangenen die jeweilige Gegenwärtigkeit zu entnehmen und im Neuen den Gewinn an Erfahrung anzusprechen. Dies ist aber zugleich auch eine universitäre Gestaltung, in der das Denken zum Ereignis wird. In einer Zeit der Spaltung und Isolierung unterschiedlicher Rezeptions- und Produktionsgruppen, der Bildung von undurchlässigen Enklaven und der Mumifizierung von Traditionen wird an der Grazer Musikuniversität durch Symposien, Schwerpunktsetzungen und Wettbewerbe stets die Tradition auf das Neue bezogen und befindet sich umgekehrt in einem ständigen Prozess der Infragestellung und Grenzüberschreitung.“

(Celestini, Frederico: Die Brisanz der Beziehung zwischen Musik und Reflexion. Festrede zu Otto Kolleritschs 80. Geburtstag, in: ÖMZ 03/2014, S. 74-79, Zitat: S. 79.)


 

Stanley, Liz (Hg.):Documents of Life Revisited. Narrative and Biographical Methodology for a 21st Century Critical Humanism, Farnham [u.a.]: Ashgate 2013

Dokumentations- und Forschungsarbeit im Archiv, die die Geschichte einer Institution wie der Grazer Kunstuniversität in den Blick nimmt, ist mit einer Fülle von Quellen und Materialien konfrontiert, die unterschiedliche methodische Vorgangsweisen verlangen. Die Bibliothek des Universitätsarchivs sammelt daher sowohl dem Team des Archivs als auch den Usern zur Verfügung stehende Fachliteratur zu methodischen Fragen.

Wie mit biographischen Dokumenten umzugehen ist, ist für die (musik)historische Forschung aktuell von besonderem Interesse. Eines der 2013 erworbenen Bücher, Documents of Life Revisited. Narrative and Biographical Methodology for a 21st Century Critical Humanism, ist eine Aufsatzsammlung zu diesem Thema.

Vor dem Hintergrund von Untersuchungen zu Biographik, Narrativität, postmoderner und feministischer Theorie sowie New Materialism setzten sich die Beiträge mit der Idee der „documents of life“ auseinander. Dabei steht der Gedanke im Vordergrund, dass sowohl die Personen, die Gegenstand biographischer Forschung sind, als auch die Forschenden, Teil eines komplexen Zusammenspiels von jeweiligem sozialen Kontext, und dessen Interpretation sind. Dies hat Konsequenzen für die Arbeit mit diversen Textgattungen. Einzelne Beiträge beschäftigen sich unter anderem mit Themen wie dem komplexen Verhältnis von Wahrheit und Lüge im (auto)biographischen Kontext anhand einer konkreten exemplarischen Interview-Situation, mit dem Umgang mit „postmortem photographs“ im Internet oder der Differenz zwischen Tagebuch und Memoiren und den damit einhergehenden Konsequenzen für Authentizitätsfragen und Publikation.

„Recognising that the researcher too is subject requires acknowledging that researcher-reflexivity cannot be just of a ‘I was there’ descriptive kind. It points up the untenable nature of claims for epistemological privilege, for the researcher fully shares the ontological instability of subjecthood, is immersed in intersubjective and interactional contexts beyond that of ‘the research’ in the narrow sense, is influences by affect, and has to grapple with the fractured character of material reality and knowledge-claims about it, including their own.”

(Stanley, Liz: Introduction. Documents of Life and Critical Humanism in a Narrative and Biographical Frame, in: Documents of Life Revisited. Narrative and Biographical Methodology for a 21st Century Critical Humanism, hg. von Liz Stanley, Farnham [u.a.]: Ashgate 2013, S. 3-16, Zitat: S. 11.)